James Foley

22. August 2014

Eltern veröffentlichen letzte Email der Terroristen

Grausames Video zeigte den Mord

Die Extremisten der Organisation Islamischer Staat richteten sich mit einer schrecklichen Botschaft an den Westen. Sie stellten ein Video ins Netz, das die Enthauptung von James Foley zeigt. Der Mord sei eine Rache für die Militärangriffe auf den Irak. Wenige Tage zuvor erhielten die Eltern des r Journalisten eine E-Mail von den Terroristen, in der sie den Tod ihres Sohnes ankündigten und sich in einer Botschaft an die Regierung und das Volk der USA wandten. …

James Foley befand sich  zwei Jahre in der Gewalt der Terroristen. James Foley verschwand 2012 in Syrien. Dort hatte der 40-Jährige für die Zeitung Global Post und für eine französische Nachrichtenagentur über die Konflikte berichtet. Ein Jahr später erhielten die Eltern eine Überzogene Lösegeld Forderungen.

Die Eltern wollten zunächst sichergehen, dass die Terroristen wirklich ihren Sohn entführt hatten. Sie schickten ihnen einige Fragen, die nur ihr Sohn beantworten konnte. Als sie die Antworten erhielten, stand fest, dass die IS-Terroristen tatsächlich den Journalisten in der Gewalt haben hatten. Die Terroristen forderten 100 Millionen Euro als Lösegeld und die Freilassung einiger muslimischer Häftlinge.

Schreckliche Nachricht

John und Diane Foley war es klar, dass sie eine solch große Summe nicht auftreiben können. Trotzdem sammelten sie immerhin 5 Millionen US-Dollar an Spenden und hofften, dass die Islamisten ihr Angebot akzeptieren würden. Dann erreichte sie jedoch eine E-Mail, in der die Terroristen die Ermordung Foleys ankündigten. Die Nachricht zeigt deutlich, worin die Motivation der Terroristen liegt und wie gewaltbereit sie sind. …

Rache für Bombardierungen

Die E-Mail beginnt mit den Worten: „Wie lange werden die Schafe dem blinden Hirten folgen?“ Mit den Schafen ist das amerikanische Volk gemeint, der blinde Hirte ist die amerikanische Regierung, die bisher nicht auf die Forderungen der Terroristen eingegangen ist. Weiter heißt es: „Heute sind unsere Schwerter auf euch gerichtet, und wir werden nicht aufhören, bis unser Durst auf Blut gestillt ist.“ Die Hinrichtung Foleys sei eine Reaktion auf die Bombardierung des Iraks. Weitere US-Bürger werden Gewalttaten zum Opfer fallen, auch Alte, Schwache und Kinder würden nicht verschont. Wenige Tage später tauchte ein Video auf YouTube auf, das die Enthauptung des Journalisten zeigt.

Obama muss sich äußern

Nach den Vorkommnissen wandte sich Barack Obama in einer Rede an sein Volk. Eigentlich war das Ziel des US-Präsidenten keine weiteren Kriege zu führen. Doch die IS-Terroristen hätten „keinerlei Wertschätzung für menschliches Leben“. Der Mord an Foley sei eine feige Tat. Die USA werden alles tun, um ihre Bürger zu schützen. Für den Kampf gegen die Miliz brauche Obama jedoch die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft. „Es muss eine gemeinsame Anstrengung geben, den Krebs zu entfernen, damit er sich nicht ausbreitet.“ Die Terroristen drohen, den ebenfalls entführten Journalisten Steven Sotloff als nächstes hinzurichten.

VÖLKERMORD

15. August 2014

Völlig erschöpft und dehydriert schleppten sich innerhalb von drei Tagen 50.000 Menschen über die syrisch-irakische Grenze. Viele von ihnen erlitten bei Temperaturen von über 45 Grad einen Hitzschlag. Um nicht zu verhungern aßen sie Blätter und Baumrinde und vergifteten sich dabei mitunter.

Die Flüchtlinge sind Jesiden. Sie gehören der Volksgruppe der Kurden an. Doch sie unterscheiden sich von den meisten Kurden durch ihre Religion. Das Jesidentum hat keine heilige Schrift. Stattdessen werden die Traditionen und Glaubensvorstellungen mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Nach den Überlieferungen schuf Gott sieben Engel aus seinem Licht. Die Engel formten dann aus einer Perle die Erde und den Himmel.

Jeside kann man nicht werden. Man muss als solcher geboren werden – das heißt, beide Eltern müssen Jesiden sein. Wer einen Andersgläubigen heiratet, muss grundsätzlich die Religionsgemeinschaft verlassen. Dennoch erkennen die Jesiden auch andere Religionen an. Man müsse keine Jeside sein, um ein guter Mensch zu werden.

Es gibt keine konkreten Zahlen wie viele Jesiden es gibt. Schätzungen gehen von 500.000 bis 800.000 weltweit aus. Die meisten von ihnen leben im Nordirak, dort wo sich die Soldaten der IS gerade auf dem Vormarsch befinden. Andere Siedlungsgebiete sind die Kurdengebiete in Syrien, der Türkei und dem Iran. Aufgrund von Verfolgungen und Diskriminierung sind viele Jesiden ins Ausland geflohen. Die größte Exilgemeinde gibt es in Deutschland. Laut dem Zentralrat der Jesiden zählt sie rund 60.000 Mitglieder. Die meisten wohnen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Nicht erst seit diesem Jahr sind die Jesiden im Nordirak Verfolgungen ausgesetzt. Ab 1965 begann die Baath-Partei, deren Generalsekretär Saddam Hussein wurde bevor er als Staatspräsident die Macht des Landes übernahm, damit, Jesiden in sogenannte Modell- oder Zentraldörfer umzusiedeln. Dort hatte die Partei mehr Kontrolle über sie. Ziel der Aktion war es, ein einheitlich arabisches Staatsvolk im Irak zu schaffen. In den Schulen im Zentralirak wurden die Jesiden nicht in ihrer kurdischen Muttersprache Kurmandschi unterrichtet, sondern auf Arabisch.

Außerdem gelten die Jesiden bei einigen Muslimen als “ungläubig”, “gottlos” und “unrein”. Da die Jesiden keine heilige Schrift haben, sind sie nach einer Auslegung der islamischen Lehre nicht als schützenswerte Religion anerkannt. Schutz erhalten nur Buchreligionen wie das Christentum und das Judentum. Bei radikalen Muslimen gilt die Tötung eines Jesiden als heilige Handlung, die dem Täter den Einlass zum Paradies verschafft.

Für manche sind Jesiden “unrein”

Jesiden haben keine Paradies-Hölle-Vorstellung. Nach ihrem Glauben wird der Mensch nach dem Tod wiedergeboren. Die Seele wandert in einen neuen Zustand, der durch die Taten im vorherigen Leben bestimmt wird. Sie wählen zu Lebzeiten eine Jenseitsschwester beziehungsweise einen Jenseitsbruder. Das “Geschwisterpaar” übernimmt im Jenseits moralische Mitverantwortung für die Taten des Anderen. Nach der Vorstellung der Jesiden bestand die Verbindung der “Geschwister” bereits im vorherigen Leben und wird auch im künftigen bestehen.

Jedes Jahr im Herbst pilgern die Jesiden in den nordirakischen Ort Lalisch um das “Fest der Versammlung” zu feiern. Dies ist ihr Pedant zur muslimischen Pilgerfahrt nach Mekka. In Lalisch liegt Scheich Ali begraben. Er ist für die Jesiden die Reinkarnation des obersten Engels Taus-i Melek. Dieser symbolisiert die Anerkennung der Allmacht Gottes.

Der gemeinsame Feind IS eint zurzeit die Kurden. Nicht nur die Jesiden und die muslimischen Kurden haben normalerweise ihre Probleme miteinander. Auch zwischen den Kurden aus den verschiedenen Staaten gibt es Differenzen. Der nordirakischen Peschmerga missfällt, dass die türkischen Kurden der PKK den Nordirak immer wieder als Rückzugsgebiet im Kampf gegen den türkischen Staat verwenden. Zudem streiten sich der Präsident der kurdischen Autonomieregierung im Nordirak, Mesud Barsani, und der in der Türkei inhaftierte PKK-Chef Abdullah Öcalan um den Führungsanspruch über alle Kurden. Auch zwischen dem syrischen Ableger der PKK, der PYD, Barsani und der PKK gab es noch im Frühjahr Spannungen.

Zurzeit kämpfen die Kurden im Nordirak Seite an Seite für das kurdische Volk. Die Entstehung eines kurdischen Staates im Nordirak nachdem die IS besiegt wurde, ist im Gespräch. Wie wahrscheinlich die Gründung eines solchen Staates wäre, lässt sich momentan schwer sagen.

IRAK…Regierungskrise ohne Ende, Terroristen auf dem Vormarsch – zerfällt das Zweistromland?

13. August 2014


Warum sind die IS-Terroristen im Irak so erfolgreich?
Der Irak wird erschüttert, mal wieder. Diesmal sind es sunnitische Fanatiker der so genannten IS-Milizen, die weite Flächen überrennen und ein Schreckensregime zu etablieren versuchen. Ein Drittel des Iraks ist von ihnen besetzt, mehr als eine Million Iraker sind auf der Flucht, Zehntausende Yeziden (Kurden mit einem besonderen Glauben) in den Sinjar-Bergen und Christen aus der Niniveh-Ebene sind von Massakern bedroht. Die Gruppe „Islamischer Staat“ hat ihre Ursprünge im militärischen Widerstand gegen die Besetzung des Iraks durch US-Soldaten und andere Verbündete im Jahr 2003. Die Radikal-Fundamentalisten sehnen sich eine Gesellschaftsordnung herbei, wie sie zu Zeiten des Propheten Muhammad vor 1400 Jahren in Mekka und Medina geherrscht hat. Zuerst sah IS sich als Untergruppe der Terrororganisation al-Qaida von Usama Bin Laden, trat aber dann brutaler und rücksichtsloser auf. Al-Qaida geht es oft ums Prinzip, IS will die Macht. Die Gruppe wird durch Spenden aus Qatar und Saudi-Arabien finanziert und hat durch seine Feldzüge in Syrien und im Irak massenweise Geld erobert: Banken, Fabriken, ganze Stadtteile wurden geplündert. Waffen in Kasernen wurden requiriert, Drogen verkauft und archäologische Fundstücke auf dem internationalen Kunstmarkt verhökert. IS hat aber derzeit im Irak vor allem deshalb so viel Erfolg, weil die Gruppe von den Sunniten des Landes derzeit unterstützt wird. Nicht, weil diese die religiösen und politischen Ziele teilen – sondern weil sie sich von der schiitischen Zentralregierung benachteiligt sehen und ihr einen Denkzettel verpassen wollen.

Wird ein islamischer Gottesstaat entstehen?
Solch ein Kalifat hätte IS wohl gern, am liebsten über mehre bisherige Staaten hinweg. Aber dieser wird immer Fiktion bleiben. Nicht einmal kleine Gegenden des Iraks oder Syrien werden dauerhaft zu „Gottesstaaten“. Zum einen beruht der derzeitige Erfolg auf Waffen, und mit Gewalt kann man zwar eine Bevölkerung in Zeiten des Krieges regieren. Aber jeder Krieg ermüdet irgendwann. IS kann schießen, aber nicht verwalten. Wie einst die Mongolen werden sie Gebiete weiterhin überrennen, bis sie herausgeschmissen oder ihrerseits überrannt werden. Ihre Erfolge sind Luftschlösser. Derzeit wird IS in einem innerirakischen Machtkampf als Schachfigur gebraucht. Der einstige Bauer hat sich nun selbstständig gemacht. Aber das heißt nicht, dass er sich mit Erfolg zum König erklären kann.

Was sind die großen Konfliktlinien?
Der Irak an sich ist ein Kunstprodukt, geschaffen von den Briten in den Zwanzigern des 20. Jahrhunderts. Drei ehemalige Provinzen des Osmanischen Reiches fassten die neuen Mandatsherren zusammen: Die sunnitisch-kurdischen im Norden, die sunnitisch-arabischen im Zentrum und die schiitisch-arabischen im Süden. Bis heute kämpfen diese Regionen um Einfluss und um politisches Überleben, Religion spielt eigentlich eine untergeordnete Rolle. Wichtiger ist die Frage, wer die ölreichen Gebiete im Norden und im Süden kontrolliert.

Warum können die Iraker sich nicht auf einen Ministerpräsidenten einigen?
Auch die einzelnen Konfessionen unter sich sind zerstritten. Seit Jahren regiert der Schiit Nuri al-Maliki als Ministerpräsident, geduldet von den Amerikanern; sie hoffen, dadurch eine Art parlamentarisches System entstehen zu lassen. Doch Maliki hat sich als Despot erwiesen. Nur seine persönliche Machtstellung ist Antrieb seiner Politik, und er geht zunehmend ungeschickter vor. Die Sunniten, in den Jahrzehnten der Baath-Herrschaft unter Saddam Hussein die dominierende politische Kraft, wurden von Maliki kaltgestellt. Alle Pfründe sollen an ihnen vorbeigehen. Auf diese Marginalisierungen haben sie nun mit der Unterstützung des IS reagiert. Derzeit verfügt Maliki über die größte Fraktion im irakischen Parlament, kann aber keine Mehrheit hinter sich versammeln. Der neue gemäßigte Präsident Fuad Ma’sum hat jetzt den schiitischen Politiker Haidar al-Abadi als neuen Premierminister vorgeschlagen. Al-Abadi ist früherer Parteigänger al-Malikis. Er gilt als integrer, hat aber weniger Macht als Maliki, der zahlreiche Milizen unter sein Kommando gestellt hat.

Wird das Land zerfallen?
Derzeit parzelliert sich der Irak in ein Schachbrett. In jedem Feld hat eine andere Gruppe das Sagen. Straßensperren allerorten. Aber dennoch droht kein Zerfall. Der ist zu oft herbei geredet worden, ohne dass er geschah. Zwar ist der Irak nicht natürlich entstanden, aber dennoch gibt es mittlerweile eine Art irakisches Nationalbewusstsein – und die Einsicht, gemeinsam die wirtschaftlichen Probleme besser bewältigen zu können. Die Wirren dieser Tage werden bald der Vergangenheit angehören, ein neuer Ministerpräsident wird Schiiten und Sunniten miteinander versöhnen, die Kontrolle des Öls auf eine breite Ebene stellen und dem Irak ein föderaleres Gesicht verleihen: Die Zukunft des Landes liegt in relativ unabhängigen Provinzen, die auf zentraler Ebene miteinander kooperieren – wie zum Beispiel die Schweiz.

Sollen die Amerikaner eingreifen?
Was die USA bisher im Irak anrührten, verdorrte. Sie sind verhasst. Jahrelanges Leid haben sie mit dem von ihnen ersonnenen und durchgezogenen Krieg über die Iraker gebracht. Einen Mittler können sie nun nicht mehr abgeben. Zwar fordern einige irakische Politiker, die USA sollten in der jetzigen Situation das tun, was sie am besten können: nämlich von oben herab bombardieren, diesmal aber die Stellungen von IS. Wenn es aber zu einem militärischen Showdown mit der IS und den anderen irakischen Gruppen kommen sollte, wäre eine andere regionale Unterstützung nachhaltiger; Luftangriffe könnten auch die Türkei oder der Iran auf IS fliegen.

Ist das Engagement des Westens im Irak gescheitert?
Ja. Mehr lässt sich nicht hinzufügen.

Wer ist der Verlierer im jetzigen Konflikt?
Das einfache Volk zahlt die Zeche dafür, dass die Mächtigeren sich nicht einigen können. Es leidet unter den islamischen Experimenten des IS und den Kämpfen allerorten. Der Irak könnte kraft seiner Ressourcen und der gut gebildeten Bevölkerung einen gewissen Wohlstand erwirtschaften. Doch man müsste ihn machen lassen.

Könnte daraus ein Flächenbrand für die gesamte Region entstehen?
IS zelebriert gerade einen Flächenbrand im Irak und in Syrien, aber das ist auch das einzige, was die Terroristen können. Ein Staat ist mit ihnen nicht zu machen. Jede Marionette wird irgendwann beiseite gelegt. Und die Interessenlagen und Konfliktlinien sind im Nahen und Mittleren Osten zu komplex, als dass die jetzige Krise im Irak über seine Grenzen treten könnte. Seit Jahren wird orakelt, ein großer Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten werde die gesamte Region des Orients durchziehen, eine Art Endkampf werde aufziehen. Dies ist Quatsch. Lokal gibt es diese Konflikte durchaus, aber sie werden es bleiben. Schon allein, weil es keine zentralen Führerfiguren gibt, die länderübergreifend wirken könnten. So wird dieser „Endkampf“ genauso unrealistisch sein wie der vor vielen Jahren von Samuel Huntington erwartete „Kampf der Kulturen“.

Wie kann Frieden einkehren?
Zuerst einmal braucht der Irak eine Regierung, die nicht sofort stürzt. Maliki als ein Versager im Sinne des Volkes sollte einem Kabinett nicht mehr angehören. Dann sollte ein runder Tisch aller Volksgruppen die Interessen bündeln und einen gemeinsamen Nenner formulieren. Auf dieser Regierungsgrundlage ließe sich ein Staat bauen. Denn den wollen die Iraker schon, natürlich. IS wird dann schnell der Vergangenheit angehören, auch wenn es bis zu ihrem Niedergang noch zu grausamen Kämpfen kommen sollte. Der Westen sollte die Türkei und den Iran als regionale Akteure akzeptieren – auch wenn ihre Interessen sehr egoistisch sind. Früher wetteiferte der Irak um die Vorherrschaft im Nahen und Mittleren Osten, heute ringt er um sein eigenes politisches Überleben. Das sollte ihm gegönnt sein, und es wird ihm gelingen.

MH17

23. Juli 2014

Rebellen übergeben nur 200 Leichen von MH17-Flug

Im Fall des mutmaßlich zum Absturz gebrachten malaysischen Verkehrsflugzeugs befinden sich inzwischen 200 Leichen auf dem Weg in die Niederlande. An Bord waren aber 280 Menschen – mehr Leichen wurden von den Separatisten aber bislang nicht übergeben oder gefunden.

Die ukrainischen Streitkräfte liefern sich im Osten des Landes seit Monaten Kämpfe mit prorussischen Separatisten. Am Donnerstag vergangener Woche stürzte in der Region ein malaysisches Passagierflugzeug auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur mit 298 Menschen an Bord ab, das vermutlich abgeschossen wurde. Kiew und die Aufständischen machen einander gegenseitig dafür verantwortlich.

Laut einem niederländischen Experten, der am Dienstag die Opfer des Absturzes untersuchte, die am Vortag von den Separatisten in schwarzen Plastikbeuteln, einem Kühl Zug nach Charkiw überstellt worden waren, befanden sich nur 200 Leichen in dem Zug. Die Separatisten hatten die Zahl mit 282 angegeben. Ein Sprecher der Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sagte, Mitarbeiter hätten am Absturzort an mindestens zwei Stellen noch Leichenteile gesehen.

Australiens Premierminister  vermutet zahlreiche Leichen weiterhin am Ort der Katastrophe. “Es ist recht wahrscheinlich, dass viele Leichname noch dort draußen sind, ungeschützt im europäischen Sommer, Eingriffen von außen sowie der Hitze und Tieren ausgesetzt”. Er verlangte zugleich eine umfassende systematische Suche nach den noch vermissten Todesopfern an der Absturzstelle. Die Bergungsarbeiten seien bislang “ziemlich unprofessionell” verlaufen.

“Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass es ein Fehler war”, sagte der hohe US-Geheimdienstvertreter. Die bisher gesammelten Beweise deuteten darauf hin, dass die prorussischen Separatisten für den Abschuss verantwortlich waren, doch bleibt offen, wer “den Abzug betätigte”. US-Regierungsvertreter sagten, zwar sei die Verlegung schwerer Waffen aus Russland in den Osten der Ukraine beobachtet worden, doch gebe es keine Beweise, dass auch Buk-Raketensysteme über die Grenze gebracht wurden.

Der Flugschreiber der Maschine wurde unterdessen an niederländische Ermittler übergeben. Die malaysischen Experten, die das Gerät von den prorussischen Separatisten erhalten hatten, händigten es am Dienstagabend am Flughafen von Kiew dem Niederländischen Untersuchungsbüros für Sicherheit (OVV) aus, wie das Außenministerium in Den Haag mitteilte. Demnach soll die sogenannte Black Box, die den Flugdatenschreiber und den Stimmenrekorder enthält, zur Auswertung ins britische Farnborough gebracht werden.

Die Auswertung soll Hinweise auf die Absturzursache liefern. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass sie einen Rückschluss auf die Urheber des Angriffs zulässt. Den Haag hat die Führung bei den Ermittlungen, weil 193 der Insassen Niederländer waren. Die Regierung rief für Mittwoch einen nationalen Trauertag aus. Am Nachmittag werden zwei Flugzeuge mit den ersten Opfern in Eindhoven erwartet, wo sie von den Hinterbliebenen, König Willem Alexander und Ministerpräsident Mark Rutte empfangen werden sollen. Das Transportflugzeug war am Mittag in Charkiw gestartet.

Angela Merkel  warf Moskau unterdessen mangelndes Interesse an der Aufklärung des Flugzeugunglücks vor. “Auch die letzten Äußerungen, die wir aus Moskau hören, lassen nicht auf ein Interesse des Kremls an einer umfassenden Aufklärung schließen”. Es sei auch keine Bereitschaft zu erkennen, in dem Maße auf die prorussischen Separatisten in der Ostukraine einzuwirken, wie dies erforderlich wäre. Moskau stehe zudem weiter in der Pflicht, den Zustrom russischer Waffen in die Ostukraine zu unterbinden.

Egal, ob du verheiratet bist oder nicht, du solltest es lesen…

24. Juni 2014

Als ich diesen Abend nach Hause kam und meine Frau das Abendbrot serviert hatte, nahm ich ihre Hand und sagte ihr, dass ich ihr etwas mitteilen müsse. Sie setzte sich hin und aß schweigend. Und ich sah wieder die Angst in ihren Augen.

Auf einmal war ich wie versteinert, ich konnte meinen Mund nicht mehr öffnen. Aber ich musste ihr sagen, was ich denke: Ich möchte mich scheiden lassen. Sie wurde nicht aufbrausend und regte sich über meine Worte nicht auf, sondern fragte mich leise nach dem Grund dafür.

Ich vermied eine Antwort auf die Frage. Das verärgerte sie. Sie schmiss ihr Besteck umher und schrie mich an, dass ich kein Mann sei. In dieser Nacht redeten wir nicht mehr miteinander. Sie weinte die ganze Nacht. Ich wusste, dass sie herausfinden will, was mit unserer Ehe passiert ist, aber ich konnte ihr keine zufrieden stellende Antwort geben: Ich habe mich in Jane verliebt. Meine Frau liebte ich nicht mehr.

Mit einem tiefen Gefühl der Schuld entwarf ich einen Ehevertrag in dem ich ihr unser Haus, unser Auto und 30% von unserer Firma anbot. Sie schaute ihn sich kurz an und zerriss ihn anschließend. Die Frau, mit der ich zehn Jahre meines Lebens verbracht habe, wurde mir fremd. Mir tat es um ihre Zeit und ihre Energie leid, die sie mit mir verschwendet hatte, aber ich konnte nicht mehr zurück, dafür liebte ich Jane zu stark. Schließlich brach sie vor meinen Augen laut in Tränen aus, das war die Reaktion, die ich erwartet hatte. Sie weinen zu sehen brachte mir irgendwie ein Gefühl der Erleichterung. Schon seit einiger Zeit spielte ich mit dem Gedanken, mich scheiden zu lassen, und ich war regelrecht besessen von dem Gedanken. Nun wurde das Gefühl nochmals stärker und klarer, dass es die richtige Entscheidung ist.

Am nächsten Tag kam ich spät nach Hause und sah sie schreibend am Tisch sitzen. Ich war sehr müde an dem Abend und so ging ich ohne Abendbrot zu essen direkt ins Bett. Die vielen Stunden mit Jane haben an meinen Kräften gezehrt. Ich wachte kurz auf und sah sie immer noch schreibend am Tisch sitzen. Das war mir aber egal und so drehte ich mich um und war sofort wieder eingeschlafen.

Am nächsten Morgen hat sie mir ihre Forderungen für eine Scheidung mitgeteilt: Sie verlangt gar nichts von mir, möchte jedoch einen Monat Zeit bevor wir unsere Scheidung bekannt geben. Sie möchte, dass wir einen Monat ein normales Leben leben und so tun, als wäre nichts geschehen. Ihre Gründe dafür waren einfach: Unser Sohn schreibt in einem Monat seine Klassenarbeiten und sie möchte ihn mit unserer kaputten Ehe dabei nicht belasten.

Das konnte ich akzeptieren. Aber es ging noch weiter: Sie wollte, dass ich mich daran erinnere, wie ich sie am Tag unserer Hochzeit über die Türschwelle getragen habe. Sie wollte, dass ich sie jeden Morgen aus unserem Schlafzimmer bis zur Wohnungstür trage. Ich dachte, dass sie nun total verrückt wird. Damit unsere letzten Tage aber so angenehm wie möglich wurden, willigte ich ein.

Später erzählte ich Jane von den Bedingungen, die meine Frau gestellt hatte. Sie lachte sie laut aus und sagte, dass es absurd sei. “Egal was für Tricks sie anwende, sie muss die Scheidung akzeptieren” sagte sie höhnisch.

Nachdem ich meiner Frau mitgeteilt hatte, dass ich mich scheiden lassen will, hatten wir keinerlei Körperkontakt mehr. So ist es kein Wunder, dass es am ersten Tag ein ungewohntes Gefühl war, als ich sie hinaus trug. Unser Sohn stand hinter uns und applaudierte. “Papa hält Mama im Arm” freute er sich. Seine Worte taten mir weh. Vom Schlafzimmer durch das Wohnzimmer bis zur Wohnungstür – ich ging über 10 Meter mit ihr in meinem Arm. Sie schloss langsam ihre Augen und flüsterte mir zu: “Bitte sag unserem Sohn nichts über unsere Scheidung”. Ich nickte und ein bedrückendes Gefühl überkam mich. Ich setzte sie draußen vor der Tür ab. Sie ging zur Bushaltestelle, um dort auf den Bus zu warten, der sie zu ihrer Arbeit bringt. Ich fuhr alleine in mein Büro.

Am zweiten Tag fiel uns alles viel leichter. Sie lehnte ihren Kopf an meine Brust. Ich konnte den Geruch ihrer Bluse riechen. Mir wurde klar, dass ich diese Frau für eine lange Zeit nicht mehr richtig angesehen hatte. Mir wurde klar, dass sie nicht mehr so jung wie bei unserer Hochzeit war. Ich sah kleine Falten in ihrem Gesicht und auch die ersten kleinen grauen Haare. Unsere Ehe ging an ihr nicht spurlos vorüber. Für eine Minute habe ich mir die Frage gestellt, was ich ihr damit angetan habe.

Als ich sie am vierten Tag auf den Arm nahm, merkte ich, dass ein Gefühl der Vertrautheit wieder aufkam. Dies war die Frau, die mir zehn Jahre ihres Lebens geschenkt hatte.
Am fünften Tag fiel mir auf, dass die Vertrautheit weiter zunahm. Ich erzählte Jane nichts davon.
Je weiter der Monat dahin ging, desto leichter fiel es mir, sie zu tragen. Vielleicht machte mich tägliche Training stärker.

Eines Morgens sah ich ihr dabei zu, wie sie überlegte, was sie anziehen soll. Sie probierte einige Kleidungsstücke aus, konnte sich aber nicht entscheiden. Dann sagte sie seufzend: “Alle Kleidungsstücke werden immer größer”. Plötzlich merkte ich, dass sie viel dünner geworden war. Das war also der Grund dafür, dass mir das Tragen immer leichter fiel!

Auf einmal traf es mich wie ein Schlag: Sie trug so viel Schmerz und Bitterkeit in ihrem Herzen! Unterbewusst streichelte ich ihren Kopf.

In diesem Moment kam unser Sohn und sagte: “Papa, es ist Zeit, du musst Mama aus dem Zimmer tragen!”. Es wurde ein wichtiger Teil seines Lebens, zu sehen, wie Papa Mama aus dem Zimmer trug. Meine Frau sagte unserem Sohn, dass er näher kommen solle. Als er das tat, nahm sie ihn fest in den Arm. Ich drehte meinen Kopf weg, weil ich Angst hatte, meine Meinung noch in letzter Minute zu ändern.
Ich nahm sie dann in meinen Arm und trug sie aus dem Schlafzimmer durch das Wohnzimmer in den Flur. Ihre Hand lag leicht an meinem Hals. Ich hatte sie fest im Arm. Es war so wie an dem Tag unserer Hochzeit.

Ich machte mir Sorgen, weil sie immer weniger wog. Als ich sie am letzten Tag auf dem Arm hatte, konnte ich mich kaum bewegen. Unser Sohn war schon in der Schule. Ich hielt sie fest und sagte ihr, dass mir gar nicht aufgefallen war, dass in unserem Leben die Intimität fehlt. Ich fuhr zu meinem Büro und sprang aus dem Auto, ohne es abzuschließen – dafür war keine Zeit. Ich hatte Angst, dass jede Verzögerung mich umstimmen könnte. Ich rannte die Treppe hoch. Als ich oben ankam, öffnete Jane die Tür. “Es tut mir leid, aber ich will mich nicht mehr scheiden lassen” sagte ich ihr.

Sie blickte mich erstaunt an und fasste mir an die Stirn. “Hast du Fieber?!” fragte sie. Ich nahm ihre Hand von meiner Stirn und sagte: “Es tut mir leid, Jane, ich will mich nicht mehr scheiden lassen. Unser Eheleben war vermutlich deswegen so eintönig, weil sie und ich uns nicht zu schätzen wussten, und nicht weil wir uns nicht mehr lieben! Jetzt erst wird mir klar, dass ich damals, als ich sie an unserem Hochzeitstag über die Türschwelle getragen habe, die Treue geschworen habe, bis der Tod uns scheidet”.
Plötzlich schien Jane aufzuwachen. Sie gab mir eine schallende Ohrfeige, knallte die Tür zu und brach in Tränen aus. Ich lief hinunter und zu dem Blumenladen, der auf meinem Weg lag. Dort angekommen bestellte ich einen Strauß für meine Frau. Die Verkäuferin fragte mich, was sie auf die Karte schreiben soll. Ich lächelte und schrieb: Ich werde dich jeden Morgen über die Schwelle tragen, bis der Tod uns scheidet.

Als ich an diesem Nachmittag zu Hause ankam, hatte ich ein Lächeln auf den Lippen und einen Strauß Blumen in der Hand. Ich rannte die Treppen nach oben und fand meine Frau im Bett – tot. Meine Frau hatte seit Monaten gegen Krebs gekämpft und ich war zu viel mit Jane beschäftigt, um das überhaupt nur mitzubekommen. Sie wusste, dass sie bald sterben würde und wollte mich vor einem bewahren: Den negativen Gefühlen unseres Sohnes mir gegenüber. Wenigstens in den Augen meines Sohnes bin ich der liebevolle Ehemann geblieben.

Es sind die kleinen Dinge in einer Beziehung, die wirklich wichtig sind. Es ist keine Villa, ein Auto oder Berge von Geld. Diese Dinge können zwar das Leben bereichern, aber sind niemals der Ursprung des Glücks.

Also nimm dir die Zeit und tu für deine Partnerschaft die Dinge, die eine solche Ausmachen. Es sind die kleinen Aufmerksamkeiten, die für Geborgenheit und Nähe sorgen.

Lebe eine glückliche Partnerschaft!